Hobby aus­mis­ten oder Hobby-Lei­chen aus­hal­ten?

Hobby ausmisten

Ein Hobby aus­mis­ten? Wenn da nicht das schlechte Gewis­sen wäre

Hob­bies sind was Groß­ar­ti­ges. In mei­ner Arbeit bekomme ich aber auch mit, wenn sich Men­schen vor lau­ter ange­fan­ge­nen Hob­bies plötz­lich in einer Art Hobby-Vakuum befin­den. Da heißt es dann: Hobby aus­mis­ten!

Aber noch­mal: Hob­bies sind was Groß­ar­ti­ges.

Sie befrie­di­gen die Berei­che, die in unse­rem Beruf viel­leicht zu kurz kom­men. Sie hel­fen uns, uns zu ent­span­nen. Durch Hob­bies hal­ten wir unsere Neu­gier und Lern­fä­hig­keit fit. Sie bie­ten Gesprächs­stoff. Unsere sozia­len Kon­takte wer­den durch sie ver­grö­ßert und ver­tieft. Wir kön­nen auf einem Gebiet große Expter­tise bekom­men, oder eine bestimmte Fer­tig­keit immer wei­ter ver­bes­sern. Kurz gesagt:

  1. Hob­bies las­sen uns an der Bunt­heit der Welt teil­ha­ben und
  2. sind eine groß­ar­tige Mög­lich­keit, wie wir uns mit Freude um unsere kör­per­li­che und men­tale Gesund­heit küm­mern kön­nen.

Ich selbst ver­bringe meine Zeit außer­halb der Arbeit gerne beim Sport. Alleine. Ich gehe am liebs­ten alleine lau­fen. Ziehe meine Bah­nen im Schimm­bad und mache kur­zes und kna­cki­ges Mus­kel­trai­ning.

Tja und das war’s bei mir auch schon mit den Hob­bies.

Manch­mal denke ich: “Ach, mal wie­der anfan­gen, chi­ne­sisch zu ler­nen, wär doch schön.” Oder: “Sin­gen wäre toll. In einem klei­nen Chor.“Oder “Eigent­lich könn­test Du Dich auch mal wie­der ehren­amt­lich enga­gie­ren.” Und ganz oft denke ich: “Wahn­sinn, was XY alles in ihrer Frei­zeit alles macht.” Viel­leicht kommt mal wie­der eine Phase, wo ich etwas Neues für mich ent­de­cke. Aber seit ich vor eini­ger Zeit für mich ver­stan­den habe, dass gewis­sen Hob­bies ein­fach nicht mehr mein Ding sind, lasse ich mir da jetzt ein­fach Zeit. Ein Hobby aus­mis­ten ist näm­lich nicht so leicht, wie ein neues Hobby anfan­gen.

Vom Über­schwang zum Ver­druss: Wann ein Hobby aus­mis­ten unbe­dingt rat­sam ist

Ein neues Hobby star­ten macht irre viel Spaß. Man ist vol­ler Vor­freude. Auf­ge­reg­tes Krib­beln macht sich breit beim Kauf der not­wen­di­gen Geräte, Werk­zeuge, Mate­ria­lien und Bücher. Ein Kurs wird gebucht und auf unse­rer inne­ren Land­karte ent­steht ein neuer klei­ner Kon­ti­nent, den wir unge­dul­dig erkun­den wol­len. Die Anfangs­eu­pho­rie kann einen fast süch­tig machen. (“Häh, was hat das alles mit Ord­nung zu tun?” – fra­gen Sie sich jetzt viel­leicht. Ich komme gleich dazu.)

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Und genau hier liegt auch die Hürde. Ist die Anfangs­eu­pho­rie näm­lich mal dahin, stel­len wir erste kleine Stö­run­gen fest:

  1. Unsere Fer­tig­kei­ten wach­sen nicht mehr so schnell wie am Anfang. Wenn Sie schon ein­mal ein neues Hobby ange­fan­gen haben – sei es eine Spra­che ler­nen, etwas Krea­ti­ves wie Zeich­nen, Up-Cycling, Schnit­zen, oder eine neue Sport­art – haben Sie diese Erfah­rung sicher auch schon gemacht. Am Anfang geht es ab wie eine Rakete. Sie inves­tie­ren gerne und regel­mä­ßig viel Zeit und haben sehr moti­vie­rende Erfolge. Plötz­lich aber scheint es nicht so recht wei­ter­zu­ge­hen. Die Gram­ma­tik wird kom­pli­zier­ter, Ihre Kunst­ta­lent scheint doch nicht soooo aus­ge­prägt und aus irgend­ei­nem Grund arbei­ten Sie schon seit Wochen mit den glei­chen Gewich­ten. Sie sind auf Ihrem ers­ten Pla­teau ange­kom­men. Jetzt trennt sich die Spreu vom Wei­zen: wer das Pla­teau durch­schrei­tet, darf sich auf den nächs­ten Anstieg freuen: die Gram­ma­tik fluppt plötz­lich, diese Schnitz­tech­nik haut hin und end­lich arbei­ten Sie mit höhe­ren Gewich­ten.…
    .…. bis zum nächs­ten Pla­teau. Wenn ich davon schon frü­her gewusst hätte, ich hätte meine Bemü­hun­gen Chi­ne­sisch zu ler­nen nicht auf­ge­ge­ben.
    Viele – ein­schließ­lich mei­ner Per­son – schmei­ßen frus­triert beim ers­ten Pla­teau hin. Weil die Leich­tig­keit plötz­lich weg ist, die den Spaß bis­her aus­ge­macht hat. Jetzt müsste man sich den Spaß durch Dran­blei­ben erar­bei­ten.
    Men­schen, die ein­fach Spaß am Tun haben und ihre Befrie­di­gung nicht so sehr von Erfol­gen abhän­gig machen, haben es hier leicht.
    Wenn man die­ses Pla­teau-Prin­zip mal ver­stan­den hat, kann man übri­gens auch umden­ken. Die Freude am ein­fa­chen Tun erhält uns nicht nur den Spaß, sie ist auch Garant dafür, dass wir bes­ser wer­den. Das Pla­teau-Prin­zip sagt ja auch aus: wir errei­chen zwangs­läu­fig die nächste Lern­kurve, wenn wir dran­blei­ben. Wir kön­nen wir es gar nicht ver­hin­dern.
  2. Unsere Erwar­tun­gen wer­den nicht erfüllt: Manch­mal hilft uns nicht mal die Anfangs­eu­pho­rie. Kein Spaß weit und breit. Der Weg zum Kurs dau­ert so lang – es passt ein­fach nicht in den Fami­lien-All­tag. Im Fit­ness-Stu­dio nervt die Musik (eine neue Kar­tei-Lei­che. Das Fit­ness-Stu­dio freut sich!). Der Sprach­leh­rer bremst die Dau­er­quat­scher nicht ein. Auch hier steht man dann an einer Weg­ga­be­lung: eine andere Mög­lich­keit fin­den, das Hobby zu ver­fol­gen oder doch noch eine Zeit durch­bei­ßen und sehen, was pas­siert, oder auf­hö­ren.
  3. Das ent­frem­dete Phan­ta­sie-Ich. Streng genom­men ist das ent­frem­dete Phan­ta­sie-Ich eigent­lich die Quelle von abge­bro­che­nen Hob­bies. Es ent­springt einer Phan­ta­sie, die mit unse­rer eige­nen Per­son wenig zu tun hat. Aus mei­ner Sicht gibt es dafür zwei Gründe:
    a) zu viel Fokus nach außen – also Ver­gleich mit ande­ren: gerade wenn man sich viel Input durch Social Media oder auch Zeit­schrif­ten holt, könnte man eigent­lich täg­lich ein neues Hobby anfan­gen. Es sieht ja auch wirk­lich groß­ar­tig aus, was die Leute in ihren Videos pro­du­zie­ren. Der Online­kurs-Markt bie­tet auch zu jedem Thema etwas an (ich über­lege gerade einen Zei­chen­kurs zu machen – bekomme gerade viii­iel Wer­bung dafür. Ob es an mei­nen Zeich­nun­gen für den Blog liegt???). Ja und da ist es auch schon, die­ses vor­freu­dige Krib­beln. Ein Klick, der Kurs ist gebucht, das Equip­ment bestellt.
    b) Anfüt­te­rung durch Pro­dukte: es reicht ja schon der Blick in den Hofer-Pro­spekt (bzw. Aldi), oder eine Stipp­vi­site bei Tchibo. Da gibt es Bas­tel-Sets, Stand-Up Pad­del, Sprach-Kurse, Näh­ma­schi­nen, Backuten­si­lien.…. Und weil es die ja nur für kurze Zeit gibt, sollte man doch zuschla­gen, oder?Anders als bei den ers­ten bei­den Punk­ten, wo man mit mehr Aus­dauer doch noch die Freude am Hobby ent­de­cken kann, ist das ent­frem­dete Phan­ta­sie-Ich ein hand­fes­ter Grund ohne zu zögern zu han­deln: Hobby ausmisten!Im Unter­schied zum ent­frem­de­ten Phan­ta­sie-Ich ist das inte­grierte Phan­ta­sie-Ich für unsere Freude und unsere Wei­ter­ent­wick­lung sehr wert­voll und för­der­lich. Die­sem Ich gelingt es in bes­ter Manier die eige­nen Bedürf­nisse mit Anre­gun­gen von außen in Ein­klang zu brin­gen. Keine leichte Sache. Des­halb meine Emp­feh­lung: Ideen dür­fen erst­mal rei­fen. Und wenn der Hofer die Näh­ma­schine halt in einer Woche nicht mehr hat, dann gibt es sicher andere Mög­lich­kei­ten. Außer natür­lich es bricht eine welt­weite Näh­ma­schi­nen-Krise über uns herein.Das inte­grierte Phan­ta­sie-Ich über­schätzt sich auch nicht. Weder zeit­lich noch kräf­te­mä­ßig. Es will wach­sen, ler­nen, die Kom­fort­zone erwei­tern und neu­gie­rig blei­ben. Es weiß wie­viel Zeit und Ener­gie es dafür zur Ver­fü­gung hat.

Nicht genutzt und ankla­gend jam­mernd: Hobby-Aus­rüs­tun­gen

So – und jetzt komm ich auch end­lich zur Ord­nung. Das Thema tote Hob­bies beschäf­tigt mich bei mei­ner Arbeit mit Kun­dIn­nen immer. Näm­lich in Form von Aus­rüs­tung, Mate­ria­len, Gerä­ten, Büchern, DVDs, Zeit­schrif­ten­samm­lun­gen etc.

Kom­men diese gan­zen Dinge zum Vor­schein (auch große Geräte wie Heim­trai­ner las­sen sich unter Klei­der­ber­gen gut ver­ste­cken), haben sie auch gleich das blöde schlechte Gewis­sen im Schlepp.

“Ich sollte mal wie­der…”
“Wenn es nicht so doof ver­staut wäre, würde ich sicher.…”
“Ich müsste nur…”
“Wenn ich mehr Zeit hätte, dann…”
“Das hat damals eine Menge Geld gekos­tet.…”

Meine Kun­dIn­nen haben es gar nicht gerne, wenn wir diese Sachen aus­gra­ben. Wir gra­ben ja nicht nur Geräte, Uten­si­lien etc. aus. Son­dern auch ver­gan­gene Vor­stel­lun­gen, ent­täuschte Erwar­tun­gen, man­gelnde Aus­dauer, Bequem­lich­keit, Ver­schwen­dung. Nicht sehr ange­nehm. Ich lasse sie dann erst­mal durch­at­men und dann machen wir uns an die Arbeit. Die­ser Moment ist näm­lich auch DIE Gele­gen­heit, das inte­grierte Phan­ta­sie-Ich end­lich vom ent­frem­de­ten Phan­ta­sie-Ich zu befreien. Damit kann sich auch das schlechte Gewis­sen gleich mit ver­ab­schie­den. Falls die Tren­nung nicht gleich gelingt, emp­fehle ich, die jewei­li­gen Hob­bies ein­fach mal wie­der zu tes­ten. Den Hoola-Hoop-Rei­fen zu schwin­gen; die Medi­ta­ti­ons-CD ein­zu­le­gen; ein paar Back­re­zepte aus­zu­pro­bie­ren; die nächs­ten drei Wochen­en­den eine Wan­de­rung machen; einen fixen Ter­min für das Tref­fen der ehren­amt­li­chen Nach­hilfe im Kalen­der ein­tra­gen; einen Foto­spa­zier­gang unter­neh­men.…

Die vie­len unge­nutz­ten Hobby-Uten­si­lien brin­gen ansons­ten außer schlech­ter Laune gar nichts. Und zwei Dinge lege ich alle­nen mei­nen Hobby-Hop­pern immer ans Herz:

  1. für mehr als für 2–3 regel­mä­ßig und mit Freude betrie­bene Hob­bies haben die wenigs­ten Men­schen Zeit.
  2. lie­ber ein Hobby wirk­lich betrei­ben, als acht in der Phan­ta­sie.

Wer als Hobby Hobby-Hop­ping hat (auch das ist ja mög­lich), sollte sich das bewusst genauso klar machen und regel­mä­ßig sei­nen Bestand aus­sor­tie­ren. Also regel­mä­ßig ein Hobby aus­mis­ten.

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Mit ein­fa­chen Rou­ti­nen kön­nen Sie jeden Tag dafür sor­gen, dass Sie Ihre Wunsch­ordnung zuhause erhal­ten. Ich habe die 9 bes­ten Ord­nungs­rou­ti­nen und die 5 bes­ten Stra­te­gien fürs Durch­hal­ten zusam­men­ge­fasst. Hier kön­nen Sie sie kos­ten­los anfor­dern:
Die 9 bes­ten Ord­nungs­rou­ti­nen

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Und übri­gens: wir mis­ten nicht aus. Wir machen eine Bestands­auf­nahme: des Lebens, der Wün­sche und der Bedürf­nisse.

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