Ich mag sie nicht – die 3‑Kisten-Methode (“ja” – “nein” – “vielleicht”). Sie ist ziemlich populär. Ich vermute, weil sie beim Aussortieren ein Hintertürchen offenlässt. Je nach Entscheidungsfreudigkeit auch ein komfortables Hintertor. Man beginnt zu lange zu grübeln. Intuitiv entscheiden dagegen ist nicht nur schneller, man spart sich auch die Vielleicht-Kiste.
Bei der 3‑Kisten-Methode sortiert man die Dinge nach drei Kriterien: Behalten – Weggeben – Weiß noch nicht. Und genau dieses “weiß noch nicht” halte ich für sehr verführerisch. Dieses “weiß noch nicht” ist ja genau der Grund, warum man mit dem Aussortieren nicht so richtig warm wird. Warum man die Dinge von A nach B räumt, immer wieder neue Ordnungskategorien schafft und den Überblick verliert. Diese vielen aufgeschobenen Entscheidungen wollen dann eben irgendwann nachgeholt werden. Wenn man sich also schon die Mühe macht, sich mit den Dingen auseinander zu setzen, dann doch lieber richtig und endgültig. Nach einem Vormittag Bestandsaufnahme immer noch ein paar “Vielleichts” mitzuschleppen ist einfach unbefriedigend. Ich ermutige meine KundInnen deshalb immer dazu, sich lieber etwas mehr Zeit zu nehmen und dabei auf ihr Bauchgehirn (Intuition) zu hören.
Bauchgefühl = Bauchgehirn
Das Bauchgehirn halte ich für eines der wichtigsten Werkzeuge, wenn es um die heimische Bestandsaufnahme geht. Leider, leider halten die wenigsten von uns das Bauchgehirn für einen kompetenten Partner. Wir stützen uns lieber auf Fakten, wägen ab, berechnen und hoffen so auf wasserdichte Entscheidungen. Manchmal bemerken wir trotzdem ein komisches Grummeln. Die Intuition meldet sich schüchtern zu Wort. “Klappe” heißt es dann oft.
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Ich habe mich sehr intensiv mit der Intuition beschäftigt und warum intuitiv entscheiden so unpopulär ist. Manche AutorInnen machen sogar einen konkreten Zeitpunkt fest, ab dem die Überbetonung der Vernunft begonnen hat – nämlich mit dem Ausspruch “Ich denke also bin ich”. Den hat der französische Philosoph Déscartes 1637 getan. Déscartes nimmt seinen Ausspruch in den Jahren danach immer wieder unter die Lupe und kommt zu der Erkenntnis (wenn ich das als total Unwissende in Sachen Philosophie so zu zusammenfassen darf), dass der einzige Beweis für unsere Existenz überhaupt ist, dass wir denken. Oder anders: nur in dem Moment, in dem wir denken, können wir überhaupt sicher sein, dass wir existieren.
So, jetzt bin ich auch schon fertig mit dem philosophischen Exkurs.
Die Intuition hat da natürlich ganz schlechte Karten. Ob es vor Déscartes wirklich so anderes war, mit dem Vertrauen ins Bauchgehirn hat leider keiner der AutorInnen wirklich bewiesen. Ich mag die Theorie trotzdem gerne. Denn sie besagt: wir können uns auch wieder umentscheiden und unserer Intuition wieder mehr Gewicht geben: “Ich fühle also bin ich.” Wie klingt das für Sie? Für mich klingt es viel stimmiger. Aber gut, ich bin auch ein echter Fan der Intuition. Und nicht erst, seit ich die Bücher vom Psychologen Gerd Gigerenzer gelesen habe. Eine meiner besten Entscheidungen z.B. habe ich innerhalb von 2 Minuten getroffen – nämlich nach Wien zu ziehen.
Gerade beim Aussortieren kann man die Intuition ganz hervorragend trainieren. Meinen KundInnen sage ich immer: “Ihr Bauch ist Ihr loyalster Angestellter. Er kennt sie am längsten und ist ganz exklusiv nur für Sie da. Nicht für den Kollegen mit den vielen tollen Hobbies. Nicht für die Nachbarin mit der riesigen Bücherwand und 30m² mehr Wohnfläche. Auch nicht für Ihre Eltern, die jede Margarineschachtel aufgehoben haben, weil man die vielleicht noch brauchen könnte. Nicht für die Instagramm-Influencerin, die ihr Geld mit Backen verdient und deshalb Unmengen an Equipment hat.”
Unser Bauchgefühl will, dass wir die werden, die wir sind.
Intuitiv entscheiden kann man üben
Um zu werden, wer wir sind, kann es notwendig von hinderlichen Konzepten sein Abschied zu nehmen:
- vergangene Vorstellungen von uns
- Vergleiche mit anderen
- Glaubenssätzen
1. Abschied
Abschied nehmen ist nie leicht. Die übliche Herangehensweise ist deshalb, Abschiede zu vermeiden, wo es nur geht. Der erste Schritt, wenn wir also in unserem Zuhause die Spreu vom Weizen trennen wollen ist, sich ganz bewusst für Abschiede zu entscheiden. Dabei hilft es natürlich, ein Ziel vor Augen zu haben. Wenn uns klar ist, dass jeder kleine Abschied uns unserem Ziel näher bringt, können wir unserer Bauchentscheidung leichter vertrauen. Unserer Entscheidung folgen dann auch wirklich Taten.
Abschiede können übrigens auch Abschiede von Menschen sein, die uns nicht mehr gut tun!
2. “Ja, ich will!”
Die glasklare Entscheidung, der Intuition zuzuhören ist die wichtigste Grundlage. Erst dann sind wir überhaupt empfangsbereit. Ich bin sicher, Sie vernehmen ganz oft eine innere Stimme. Aber wie oft tun Sie sie ab, als hätte sie nichts mit Ihnen zu tun?
Überlegen Sie, wann Sie das letzte Mal Ihren Bauch deutlich gespürt haben? Ein kribblende Vorfreude? Ein ungutes Gefühl, beim Gedanken an ein neue Aufgabe im Job?
Haben Sie schonmal total spontan eine Entscheidung getroffen, die auf den ersten Blick unvernünftig war, die Sie aber nie bereut haben? Vielleicht waren Sie schonmal in einer gefährlichen Situation und haben wie ferngesteuert und blitzschnell reagiert? Dann haben Sie völlig intuitiv gehandelt.
Der Intuition stehen Unmengen an Fakten und Daten zur Verfügung, die wir im Unterbewusstsein gespeichert haben. Nur, weil wir diese Fakten nicht bewusst abrufen können, sind wir so skeptisch. Also – nur Mut!
Beim Aussortieren können Sie das wunderbar üben. Denn zumeist geht es ja um keine wirklich existentiellen Entscheidungen. Fragen wie:
- Soll ich wirklich 30 Papiertragetaschen ausmisten?
- Ist es sinnvoll, sich von Tupperdosen, denen der Deckel fehlt zu trennen?
- Brauche ich tatsächlich 15 weiße T‑Shirts?
werden das Leben ja nicht völlig auf den Kopf stellen. Üben Sie also ruhig – dann können Sie auch bei schwierigeren Kategorien, wie Büchern schneller und sicherer entscheiden. Denn das ist wirklich der riesen Vorteil von Bauchentscheidungen: sie fallen ratz fatz! Und schon ist wieder eine Entscheidung geschafft.
Machen Sie sich keine Sorgen, dass die Vernunft auf der Strecke bleiben könnte. Das kopfzentrierte Entscheiden ist sehr stark in uns verankert – das wird sich nicht von einer Minute auf die andere ändern. Und das ist auch gut so. Das Nebeneinander von Kopf und Bauch, bzw. zu erkennen, wann der Bauch und wann der Kopf der bessere Berater ist, ist das Geheimnis. Aber dafür müssen wir eben erstmal der Intution Raum verschaffen.
3. Festplatte leeren
Wenn Sie merken, dass Sie lange über einem Gegenstand brüten, das Für und Wider abwägen – dann stoppen Sie bewusst das Gedankenkarussell. Machen Sie stattdessen etwas Körperliches. Es kann schon reichen, einfach mal aufzustehen und ein paar Schritte zu tun. Oder Sie kritzeln einfach etwas. Dabei können Sie auch gut Ihre Stiftsammlung überprüfen!
Eine Methode, die bei meinen KundInnen gut funktioniert ist, sich den Gegenstand in einer neutralen Gegend vorzustellen, z.B. dem Geschäft, in dem man ihn gekauft hat, oder in der Wohnung einer Freudin/eines Freundes.
4. Intuitiv entscheiden im Alltag trainieren
Trainieren Sie Ihre Intuition ganz spielerisch im Alltag. Solche Übungen sind wie kleine Rätsel und sehr unterhaltsam:
- Im Restaurant: wählen Sie das erste Gericht, auf das Ihr Auge gefallen ist – entscheiden Sie nicht um
- Raten Sie immer wieder, wieviel Uhr es gerade ist
- Wer wird Ihnen im Büro heute morgen zuerst begegnen?
- Entscheiden Sie sich für einen anderen Weg in die Arbeit als üblich. Nehmen Sie eine andere Abzweigung, einfach nur, weil Sie ihnen sympatisch ist
- Fragen Sie sich vor der ersten, zweiten, dritten Tasse Kaffee, ob Sie wirklich Lust auf Kaffee haben, oder ob Sie aus reiner Gewohnheit handeln. Vielleicht haben Sie ja viel mehr Lust auf Tee?
- Fremde Gruppen: beobachten Sie die Menschen und überlegen Sie, wie die zusammengehören. Sind es Verwandte, Freunde, Geschäftspartner? Kennen sie sich untereinander gut, oder haben sie sich erst kennengelernt.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
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Und übrigens: wir misten nicht aus. Wir machen eine Bestandsaufnahme: des Lebens, der Wünsche und der Bedürfnisse.
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