Bal­last los­wer­den mit Kat­rin – ein Erfah­rungs­be­richt

Bal­last los­wer­den – Anna befreit sich

Vor zwei Jah­ren habe ich Anna G. über eine Face­book-Gruppe ken­nen­ge­lernt. Ich war auf der Suche nach jeman­den, der bereit war, sich beim Aus­mis­ten mit mir fil­men zu las­sen. Es mel­de­ten sich einige Frauen. Aber Anna wirkte so ver­zwei­felt. Sie wollte Bal­last los­wer­den. Ich wollte ihr hel­fen , wäh­rend sie mir ja auch half.

Sie und ihre damals 9‑jährige Toch­ter hat­ten in den letz­ten Jah­ren sehr schwere Zei­ten durch­ge­stan­den – sie hatte mir am Tele­fon bereits eini­ges von sich erzählt.

Seit unse­rem gemein­sa­men Vor­mit­tag, an dem wir das Schlaf­zim­mer end­lich wie­der zu ihrem Schlaf­zim­mer mach­ten, lese ich immer mal wie­der von ihr. Was unsere Arbeit für Fol­gen hatte, hat sie für die­sen Blog beschrie­ben. Wie umfas­send und beherzt sie den ange­fan­ge­nen Weg fort­ge­setzt hat, damit hätte ich nie gerech­net

Anna macht Platz für einen Neu­an­fang

Es ist nicht so, dass ich nie aus­ge­mis­tet habe.

Ich habe das „Sim­plify your life“ von Tiki Küs­ten­ma­cher abon­niert, ich habe immer wie­der meine Klei­der aus­sor­tiert, ich habe Pläne gemacht, wie ich wel­chen Bereich wann aus­miste. Manch­mal habe mich auch daran gehal­ten.

Trotz­dem war ich dadurch nicht dem gewach­sen, was auf mich zukam: ich habe meine krebs­kranke Mut­ter gepflegt. Nach ihrem Tod pflegte ich mein Vater, der Alz­hei­mer hatte. Nach­dem wir ihn auch begra­ben haben, hus­tete mein Mann jah­re­lang jede Nacht. Wir pro­bier­ten ver­schie­dene The­ra­pien aus. Doch dann stellte sich her­aus, er hatte Krebs.

Die ganze Zeit hatte ich ein Kind zu erzie­hen und war gleich­zei­tig auch das Brot­ver­die­ne­rin der Fami­lie. Es waren viele schlaf­lose Nächte und volle Tage mit Tätig­kei­ten die drin­gen­der.

Das Aus­mis­ten blieb aus. Meine Toten haben in mei­ner Woh­nung auch ihr Hab und Gut hin­ter­las­sen. Der Berg der Dinge wuchs und wuchs. Bal­last los­wer­den schien ein Ding der Unmög­lich­keit.

Ich will mein Schlaf­zim­mer zurück!

Dann kam der Tag, an dem mein Mann zu Unter­su­chun­gen ins Spi­tal fuhr und gleich dort behal­ten wurde. Ich ent­schied mich, end­lich aus­zu­mis­ten. Aber alleine das Betre­ten der Rum­pel-Zim­mer berei­tete mir Kopf­schmer­zen. Ich wusste, ich brau­che Hilfe. Ich schaffe es nicht mehr ohne Hilfe das Zeug aus­zu­sor­tie­ren, das mir so viele schmerz­li­che Erin­ne­run­gen berei­tet.

Ich bin auf Face­book in einer Frauen-Netz­werk­gruppe. Hier wollte mein Anlie­gen schon pos­ten – aber vor­her las einen Bei­trag, den Kat­rin kurz zuvor gepos­tet hatte: sie suchte für einen Fern­seh­bei­trag eine Woh­nung, in der bear­bei­ten wo wirk­lich dra­ma­tisch etwas ändern kann.

Ich dachte: das ist meine Chance! Natür­lich werde ich im Fern­se­her erschei­nen mit all mei­nem Kram, der mich so schmerzt. Der mir aber gleich­zei­tig nicht viel bedeu­te­ten und so auf einen Hau­fen gesam­melt auch nichts nutzt. Also bewarb ich mich für diese Gele­gen­heit und ant­wor­tete mit einem Foto mei­nes Rum­pel-Zim­mers. Es war mein Schlaf­zim­mer, das ich schon lange nicht mehr als Schlaf­zim­mer benutzte, son­dern als Abstell­kam­mer für alles, was ich nicht sehen wollte.

Tür zu – Augen zu

Meine ganze Woh­nung war ganz voll mit Sachen. Ich schaffte mir Platz, indem ich alles in die­ses Zim­mer brachte und die Tür hin­ter mir schloss. In Wahr­heit sehnte ich mich nach lee­ren Räu­men.

Kat­rin wählte mich als TV-Kanin­chen aus. Ich war völ­lig aus den Häus­chen! End­lich bekomme ich mein Schlaf­zim­mer zurück!

Der Tag war anstren­gend, vor allem weil auch das Kamera-Team da war und immer wie­der kurze Inter­views mach­ten. Eini­ges muss­ten wir wie­der­ho­len, bis es fern­seh­ge­recht im Kas­ten war.

Am Ende aber hatte ich ein auf­ge­räum­tes Schlaf­zim­mer, so wie ich das immer schon wünschte. Einen freien Boden, ordent­li­che Nacht­käst­chen, einen über­sicht­li­chen Klei­der­schrank. Drau­ßen waren vier rie­sige schwarze Mist­sä­cke sor­tiert nach Abfall, Klei­der­spende für Cari­tas, Sachen zum Ver­kau­fen auf Will­ha­ben und Sachen zum ver­schen­ken, eben­falls auf Will­ha­ben. End­lich war die Zeit vor­bei, in der ich das Zeug hin- und her­schob, orga­ni­sierte, abstaubte, ver­staute, wusch und bügelte. Plus: ich hatte vier Kubik­me­ter Raum gleich dazu­ge­won­nen.

Plötz­lich konnte ich Ent­schei­dun­gen tref­fen

An die­sem Tag hat Kat­rin mich sehr sanft und fein­füh­lig durch mei­nen Schmerz, durch meine Unen­schlos­sen­heit und meine Sachen geführt. Wir haben jedes Stück in Hand genom­men und ich stellte mir stets die Frage: „brau­che ich das?“ So ent­stan­den lang­sam die vier Kate­go­rien die wir gleich in Säcke gepackt haben und auch gleich aus dem Zim­mer gebracht haben. Beim Gehen hat Kat­rin sogar den Abfall gleich mit­ge­hen las­sen. In den nächs­ten Tagen habe ich auch den Rest ver­teilt. Somit war es eine voll­brachte Sache. Ich musste nicht noch ein­mal über­le­gen ob diese Dinge doch blei­ben, sie waren in der schwar­zen Box. Die Grü­be­lei hatte ein Ende.

Bis heute ver­misse ich nichts davon!

Wäh­rend der Auf­räum­ar­beit wur­den auch Erin­ne­run­gen wach. Ich habe Kat­rin einige Geschich­ten der Fami­lie erzählt und oft war die schöne Erin­ne­rung der Grund warum ein Gegen­stand da war – auch wenn das Ding nur her­um­lag und keine Ver­wen­dung hatte. Von man­chem hab ich ein­fach ein Foto gemacht, um so die Erin­ne­rung wach zu hal­ten. Das hat gut funk­tio­niert.

Ich ahnte gar nicht, dass alles zu per­fek­ter Zeit pas­siert ist. Nur einige Wochen nach die­ser Aktion starb mein Mann. Ich konnte ziem­lich bald nach sei­nem Able­ben seine Sachen durch­ge­hen und das, was für uns nicht mehr nütz­lich war weg­ge­ben. Mein Schmerz lin­derte sich. Ich ent­deckte, dass mein Abschieds­schmerz weni­ger läh­mend war, wenn die Sachen der Ver­stor­be­nen nicht stän­dig im Raum sind.

Initi­al­zün­dung für eine umfas­sende Ver­än­de­rung

Bald ist es zwei Jahre her. Aber ich bemerke immer noch die guten Fol­gen. Meine Toch­ter und ich sind vor einem Jahr in eine klei­nere Woh­nung über­sie­delt. Die Tat­sa­che, dass die neue Woh­nung im 3. Stock ohne Auf­zug ist, war eine harte Bedin­gung für die Über­sied­lung. Klar musste ich auch Bal­last abwer­fen, weil ich ab jetzt 30 Qua­drat­me­ter weni­ger hatte. Aber die wich­ti­gere Frage war für mich nicht, ob ich etwas brau­che, son­dern: „Will ich das wirk­lich 3 Stock­werke hin­auf schlep­pen?“

Somit habe ich immer nur das mit­ge­nom­men, was ich unbe­dingt brauchte. Nach kur­zer Zeit merkte ich, dass das unbe­dingt Not­wen­dige nur 20% von allem war, das durch meine Hände ging. Somit habe ich meine Ent­schei­dun­gen immer ratio­na­ler getrof­fen und das Aus­sor­tie­ren ging viel schnel­ler.

Ca. 100 Kubik­me­ter habe ich ent­sorgt, gespen­det, ver­kauft.

Ich nahm ins­ge­samt nur 40 Kubik­me­ter – inklu­sive Möbel­stü­cke – mit. Mit dem Über­sied­lungs-Trupp mach­ten wir ca. 20 Trep­pen­stei­gen-Rei­sen. An einem Tag habe ich ins­ge­samt 1000 Trep­pen mit Kar­tons in der Hand bestie­gen!

Ich habe dann aus­ge­rech­net: in unse­rer klei­nen Woh­nung habe ich mehr Raum zum Leben, als ich je in der große Woh­nung hatte. Es war ein­fach immer nur ein sehr teu­re­rer Lager­platz gewe­sen.

Dank Kat­rin habe mir ange­wöhnt, immer wie­der etwas aus­zu­sor­tie­ren. Wenn ich aber eine Schach­tel durch­gehe und fast nichts weg­kommt, dann weiß ich dass ich wie­der Hilfe von Kat­rin brau­che, die mich über die emo­tio­nelle Schwelle hin­weg­bringt mit ihre Sanft­heit, Geduld und ein­fa­chen Fra­gen, die so viel Klar­heit schaf­fen.

Die sind die Schach­teln mit der Beschrif­tung „Ein Fall für Kat­rin“.

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